Orgasmusstörung: Ich komme (nicht)!
Orgasmusstörung: Ich komme (nicht)!
Was, wenn der Höhepunkt ausbleibt?
Kommt dir Folgendes bekannt vor? Du genießt den Sex und bist total erregt, aber an einen Orgasmus ist nicht zu denken. Das führt bei dir regelmäßig zu Frustration und du fragst dich, woran das liegen mag. Eventuell leidest du unter einer Orgasmusstörung. Aber keine Sorge, daran kann man arbeiten! Vielleicht hilft es dir vorab zu wissen, dass du damit nicht allein bist: Laut einer Repräsentativstudie von E.O. Laumann et al (U.S. amerikanischer Soziologe) kommen 20 Prozent der Frauen nur selten und vier Prozent gar nicht zum Orgasmus. Zum Glück gibt es einige Dinge, die du tun kannst, um einem Orgasmus näher zu kommen.
Was ist eine Orgasmusstörung?
Unter einer Orgasmusstörung (Anorgasmie) versteht man das Ausbleiben oder die Verzögerung des sexuellen Höhepunktes. Dabei spricht man erst von einer Orgasmusstörung, wenn der ausbleibende Höhepunkt einen Leidensdruck erweckt. Dieser kann durch das unbefriedigte Gefühl entstehen oder wegen der gesellschaftlichen Vorstellungen, dass ein Orgasmus zum leidenschaftlichen Sex einfach dazugehört.
Wichtig zu wissen: Wenn du ab und zu mal nicht kommst, leidest du nicht sofort an einer Orgasmusstörung. Es gibt zahlreiche Gründe, wieso der Höhepunkt manchmal ausbleibt.
Genauso kannst du eine Orgasmusstörung ausschließen, wenn du nicht kommst, weil du nicht erregt bist. In diesem Fall würde man eher von einer Erregungsstörung sprechen. Hier gilt allerdings dasselbe: Nur weil du einmal nicht erregt bist, hast du noch lange keine Erregungsstörung. Dein Körper gibt dir eindeutige Anzeichen, ob du erregt bist, oder nicht. Bei Frauen schwellen Kitzler und die inneren Schamlippen an, die sich durch die Durchblutung tiefrot bis violett färben und die Scheide wird feucht. Aus dem Erregungs-Zustand heraus bilden sich die weiteren Phasen des Orgasmus.
Arten der Orgasmusstörung
Eine primäre Orgasmusstörung liegt vor, wenn du noch nie in deinem Leben einen Orgasmus erlebt hast. Oft ist dies bei unerfahrenen und jungen Frauen der Fall: Man weiß noch nicht genau, was einen erregt und wo sich die eigenen erogenen Zonen befinden. Verunsicherung tritt zudem durch den Mythos, dass Frauen durch Sex zum Orgasmus kommen (müssen), auf. Tatsächlich haben aber nur sehr wenige Frauen durch reine Penetration einen Orgasmus. Von einer sekundären Orgasmusstörung spricht man, wenn es eine Zeit gab, in der du keine Schwierigkeiten hattest, zum Höhepunkt zu kommen, jetzt aber schon.
Wann treten Orgasmusstörungen auf?
Orgasmusstörungen können unter verschiedenen Umständen auftreten. Hier wird neben der primären und sekundären Orgasmusstörung zusätzlich unter einer globalen und einer situativen Orgasmusstörung unterschieden.
Global ist sie, wenn sie sich immer dann zeigt, wenn man mit jemandem oder alleine intim wird. Situativ ist sie, wenn man nur in bestimmten Situationen nicht zum Orgasmus kommen kann. Zum Beispiel, wenn man sich selbst zum Höhepunkt bringen kann, beim Sex mit dem Partner aber nicht kommt.
Kein Orgasmus: Woran kann das liegen?
Dass du nicht zum Höhepunkt kommst, kann viele Gründe haben, beispielsweise
- Probleme in der Partnerschaft
- Unkenntnis der eigenen Vorlieben und Unwissen des Partners über die eigenen Vorlieben
- Psychische Probleme
- Angst vor dem Orgasmus und diesem intimen Moment
- Negatives Selbst- und Körperbild
- Unerfahrenheit
- Zu starke Konzentration auf den Orgasmus
- Konsum bzw. Einnahme von Medikamenten, Drogen oder Alkohol
Was kannst du tun?
Ordne dich selbst einmal ein und schau, wo deine Schwierigkeiten liegen. Fehlt dir die Kenntnis über dich selbst und deine Vorlieben? Oder hast du Angst dich deinem Partner oder deiner Partnerin sexueller Hinsicht zu öffnen? Oft hilft es, sich dem bewusst zu werden und an diesen Punkten zu arbeiten.
Zudem gibt es Bücher (z. B. Coming Soon: Orgasmus ist Übungssache von Dania Schiftan) oder Workshops, die dir helfen können, einen Höhepunkt zu bekommen. Wenn du möchtest, kannst du dich auch an eine*n Sexualtherapeut*in wenden. Sie besprechen mit dir eine individuelle Behandlungsmethode.
Um selbst an deinem Orgasmus zu arbeiten, kannst du auch verschiedene Methoden ausprobieren:
- Lern dich kennen. Finde heraus, was dir gefällt. Masturbation hilft dir, den Zugang zu deinem Körper und deinen Vorlieben zu finden. Wenn du weißt, was dir gefällt, kannst du es auch deinem Partner oder deiner Partnerin mitteilen.
- Sei offen und selbstbewusst. Sprich mit deinem Partner oder deiner Partnerin offen darüber, was dir gefällt und was nicht. So könnt ihr gemeinsam daran arbeiten, dich zum Höhepunkt zu bringen. Nehmt euch dazu so viel Zeit, wie es braucht.
- Schalte den Kopf aus. Ein freier Kopf beim Sex ist das A und O, um sich so richtig fallen zu lassen. Nur ist es oft nicht so einfach, die Gedanken nicht abschweifen zu lassen. Die gute Nachricht: Du kannst es trainieren, die Gedanken im Hier und Jetzt zu lassen. Versuche dabei deinen Körper und jede Berührung zu spüren. Wenn deine Gedanken abschweifen, konzentriere dich erneut auf die Berührungen an deinem Körper.
- Mach regelmäßiges Beckenbodentraining. Führt nicht nur zu einer starken Beckenbodenmuskulatur, sondern auch zu einer verfeinerten Empfindsamkeit, durch die du leichter zum Orgasmus kommst. Mit sogenannten Liebeskugeln kannst du deine Beckenbodenmuskulatur ohne viel Aufwand trainieren. Fang am besten klein an und nimm Kugeln mit wenig Gewicht. Wichtig ist nur, dass du dich während des Tragens bewegst. Wenn du gerade spazieren gehen willst oder die Wohnung putzt, ist es die perfekte Zeit die Liebeskugel zu tragen. 15 Minuten am Stück reichen und sollten anfangs nicht überschritten werden.
- Medikamente. Auch manche Medikamente (z. B. Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, Antipsychotika) können die Fähigkeit zum Orgasmus zu kommen beeinflussen. Besprich mit deinem Arzt oder deiner Ärztin, ob deine Medikamente ein Grund für die Orgasmusstörung sein könnten und welche Alternativen es gibt.
Fazit
Eine Orgasmusstörung ist meist nichts, dass sich nicht überwinden lässt. Ein bisschen Übung und Geduld spielen dabei zwar eine entscheidende Rolle, aber nicht aufzugeben, lohnt sich. Sieh es nicht nur als eine Reise zu deinem Orgasmus, sondern vor allem als eine Reise zu dir selbst!