Verhütungs-Apps: Was ist nach dem Hype?
Warum sich die Anwendungen nicht bewähren konnten
Ende des vergangenen Jahres waren sie überall im Gespräch: Verhütungs-Apps. Das sind Handy-Programme, die Frauen bei der hormonfreien Verhütung zuverlässig unterstützen sollen. Dazu werden – je nach Anwendung – verschiedene Daten wie die Dauer des Zyklus oder die tägliche Körpertemperatur gesammelt, sodass die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage mathematisch berechnet werden. Was in der Theorie simpel und praktisch klingt, hat sich in der Realität leider nicht als zuverlässig herausgestellt.
Hohe Fehlerquote
In den letzten Monaten wurden immer mehr Fälle von Frauen bekannt, die – unter Anwendung von Verhütungs-Apps – ungewollt schwanger wurden. Beispielsweise sind in einem schwedischen Krankenhaus innerhalb kurzer Zeit 37 Frauen registriert worden, die nach weniger als drei Monaten „Verhütung“ per App schwanger wurden. Auch in Deutschland kann man beobachten, dass die Zahl der ungeplanten Schwangerschaften und damit verbundenen Abtreibungen ansteigt. Dazu tragen sicherlich viele Gründe bei, doch der Trend zur hormonfreien Verhütung kann ein ausschlaggebender Faktor sein.
Ärzte sind besorgt
Auch der Berufsverband der Frauenärzte e.V. warnt vor der leichtsinnigen Verwendung von Verhütungs-Apps: „Eine App […], die fruchtbare und unfruchtbare Tage ausschließlich aufgrund der vorgegebenen Zykluslänge oder der täglichen Messung der Körpertemperatur oder anhand der LH-Messung errechnet, ist ungeeignet, um Schwangerschaften zu verhüten.“ Tatsächlich gäbe es aktuell nur zwei Anwendungen, die als natürliche Verhütungsmethode infrage kommen: LadyCycles und MyNFP. Sie kombinieren die Messung der Körpertemperatur mit der Beobachtung des Zervixschleims sowie des Muttermundes und werten dann die Daten des aktuellen (nicht des vorhergegangenen) Zyklus aus. Dennoch ist es bei der natürlichen Verhütung wichtig, sich und seinen Körper genau zu kennen. Und das erfordert eine Menge Übung und Erfahrung, die einem keine App abnehmen kann.
Stolperfalle TÜV-Zulassung
Dass einige der Verhütungs-Apps TÜV-geprüft sind, deuten Anwenderinnen als Zeichen, dass die Apps zuverlässig vor einer ungewollten Schwangerschaft schützen. Das ist ein Trugschluss: Denn die TÜV-Zertifizierung versichert lediglich, dass der Algorithmus technisch gesehen funktioniert. Andere Faktoren, wie z.B. biologische bedingte Unregelmäßigkeiten können dabei nicht berücksichtigt werden. Solltest du auch überlegen, eine solche App als Verhütungsmittel zu verwendet, so sprich das vorher unbedingt mit deinem Frauenarzt oder deiner Frauenärztin ab und lasse dich über alle möglichen Risiken aufklären.