Pearl-Index: Wie sicher sind hormonelle Verhütungsmittel?
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Pearl-Index: Wie sicher sind hormonelle Verhütungsmittel?

Pearl-Index: Wie sicher sind hormonelle Verhütungsmittel?

Pearl-Index: Wie sicher sind hormonelle Verhütungsmittel?

Die 5 sichersten Methoden im Überblick

Wenn es um das Thema Verhütung geht, zählt für die meisten vor allem ein Aspekt: die Sicherheit, dass eine ungewollte Schwangerschaft durch das gewählte Verhütungsmittel verhindert werden kann. Als besonders sicher gelten seit vielen Jahrzehnten die „hormonellen Verhütungsmittel“. Das sind alle Mittel, deren Wirksamkeit auf den Hormonen Östrogen und/oder Gestagen beruht. Dazu zählt auch die Pille, die das erste hormonelle Verhütungsmittel auf dem Markt war. Mittlerweile gibt es unterschiedliche Alternativen für die hormonelle Schwangerschaftsverhütung – doch sind alle von ihnen gleich verlässlich? 

 

Der Pearl Index – so misst man die Sicherheit von Verhütungsmitteln

 

Um die Sicherheit von Verhütungsmitteln anzugeben und miteinander vergleichen zu können, wird der sogenannte Pearl Index verwendet. Dieser wurde 1931 vom amerikanischen Biologen Raymond Pearl etabliert und nach ihm benannt. Der Pearl Index hat sich bis heute als Standardmaß für die Sicherheit von Verhütungsmitteln bewährt. So wird er berechnet: Man geht von 100 fruchtbaren Frauen aus und beobachtet über den Zeitraum von einem Jahr, wie viele von ihnen trotz der jeweils angewendeten Verhütungsmethode schwanger werden. Werden von 100 Frauen beispielsweise 20 schwanger, ist der Pearl Index 20. 

Allerdings muss man bedenken, dass der theoretische Pearl Index nicht alle Faktoren berücksichtigen kann, durch die es trotz Anwendung hormoneller Verhütung zu einer Schwangerschaft kommen kann – etwa Anwendungsfehler, oder Wirkverlust durch Stoffwechselveränderungen. Demnach ist der Pearl Index mehr als Orientierung zu verstehen, da sein Wert immer auch von anderen individuellen Faktoren mitbestimmt wird. Um die Sicherheit von Verhütungsmitteln noch genauer angeben zu können, wurde in den letzten Jahren ein weiteres Verfahren genutzt, die Life-Table-Analysis. Sie soll eine Ergänzung zum Pearl Index sein, die sich etwas mehr an der Praxis orientiert.

 

Das sind die 5 sichersten hormonellen Verhütungsmittel

 

Grundsätzlich gelten alle in Deutschland zugelassenen hormonellen Kontrazeptiva (das ist das Fachwort für Verhütungsmittel mit Hormonen) als sehr sicher. Sie wirken einer Schwangerschaft nachweislich gezielt und wirksam entgegen und sind meist einfach und sicher anzuwenden, sodass wenig schief gehen kann. Wir nehmen diese Mittel einmal genau unter die Lupe.

1. Die Pille

Sie gilt seit vielen Jahrzehnten als eines der sichersten hormonellen Verhütungsmittel und wird ständig weiterentwickelt. Der Pearl-Index der Pille ist sehr niedrig: Er liegt für die Mikropille, d. h. eine kombinierte Pille, welche Östrogen und Gestagen enthält, zwischen 0,1 und 0,9 und für die so genannte Minipille, also reinen Gestagenpille, bei ca. 0,5 -3. Das heißt, dass innerhalb eines Jahres beispielsweise bei Anwendung der Mikropille weniger als eine von 100 Frauen trotz Pille schwanger wird.

2. Der Verhütungsring

Während die Pille ein sogenanntes orales Verhütungsmittel ist, das über den Mund in den Körper gelangt, wird der Verhütungsring in die Vagina eingeführt. Dort bleibt der Vaginalring für drei Wochen eingesetzt und gibt regelmäßig kleine Mengen der Hormone Östrogen und Gestagen ab. Der Ring bleibt in der Regel auch beim Sex sicher sitzen und schützt mit einem Pearl Index von 0,65 sehr zu verlässig vor einer ungewollten Schwangerschaft. Der Verhütungsring ist beispielsweise für Frauen geeignet, die an chronischen Magen-Darm-Erkrankungen leiden und die Pille häufig ausscheiden würden, aber auch für die, die nicht jeden Tag an ihre Verhütung denken möchten.

3. Das Hormonpflaster

Auch das Verhütungspflaster enthält eine Kombination die der Hormone Östrogen und Gestagen und gibt diese über die Haut an den Körper ab. Es wird für drei Wochen auf einer sauberen, trockenen Hautstelle, beispielsweise am Arm, Rücken oder Po, befestigt. Von dort aus werden die Hormone kontinuierlich von der Haut aufgenommen und gelangen so in den Blutkreislauf. Dieser Mechanismus mag im ersten Moment etwas befremdlich wirken, doch das Hormonpflaster ist ebenfalls eine sichere Methode, wenn es um Schwangerschaftsverhütung geht – mit einem Pearl Index von 0,9.[1]

4. Die Hormonspirale

Das kleine T-förmige Plastikstäbchen wird über einen Zeitraum von 3-5 Jahren in die Gebärmutterhöhle eingesetzt. Dort gibt es ständig kleine Mengen des Hormons Gestagen ab, wodurch sich das Milieu des Gebärmutterhalskanals verändert und die Gebärmutterschleimhaut in ihrem Wachstum gehemmt wird. So können sowohl das Aufsteigen von Spermien als auch die Einnistung einer befruchteten Eizelle verhindert werden. Die Hormonspirale wirkt sehr sicher und hat einen Pearl Index von 0,16[2]. Allerdings ist sie nicht für jede geeignet und wird vorwiegend Frauen empfohlen, die bereits Kinder geboren haben.

5. Die 3-Monats-Spritze

Bei dieser Methode gelangt das wirksame Hormon Gestagen in einer hohen Dosierung per Spritze in den Muskel appliziert. Von dort gelangt es kontinuierlich in die Blutbahn und wirkt für etwa drei Monate empfängnisverhütend. Nach 12 Wochen wird der Vorgang wiederholt. Mit einem Pearl Index von 0,3-1,4 zählt die Spritze ebenfalls zu den sehr sicheren Verhütungsmitteln[3] – ist aber in erster Linie für Frauen geeignet, deren Familienplanung bereits abgeschlossen ist, bzw. die in der nächsten Zeit sicher keinem Kinderwunsch nachgehen möchten. Denn nach dem Absetzen der 3-Monats-Spritze kann es eine ganze Weile dauern, bis sich der Hormonhaushalt eingependelt hat und der Körper bereit für eine Schwangerschaft ist.

Achtung: Hormonelle Verhütungsmittel schützen nicht vor Geschlechtskrankheiten

Kondome

Hormonelle Verhütung ermöglicht es dir also, sexuell selbstbestimmt und gleichzeitig sicher vor einer ungewollten Schwangerschaft geschützt zu sein. Wovor sie dich allerdings nicht schützen kann, sind sexuell übertragbare Krankheiten. Um hier auf Nummer sicher zu gehen, solltest du immer ein Kondom verwenden. Hier kannst du alles über die sichere Anwendung von Kondomen nachlesen.

 

Und wie sicher sind hormonfreie Verhütungsmittel?

 

Im Laufe des Lebens entscheiden sich einige Frauen für eine Verhütung ohne Hormone, etwa wenn eine Schwangerschaft nicht unbedingt ausgeschlossen wird. Richtig angewendet, kann eine nicht-hormonelle Verhütung auch gut funktionieren. In unserem Artikel kannst du alles zum Thema natürliche Verhütung ohne Hormone nachlesen und erfahren, welche Methoden es gibt und wie sicher diese sind.

 

[1] https://www.google.de/books/edition/Duale_Reihe_Gynäkologie_und_Geburtshilf/vQyGAQAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&dq=pearl+index+vaginalring&pg=PA385&printsec=frontcover S. 386

[2] Siehe unten

[3] https://www.google.de/books/edition/Gynäkologie_und_Geburtshilfe/tZofBAAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&dq=pearl+index+spirale&pg=PA162&printsec=frontcover S. 162