Was passiert bei einer Hormonstörung
Wenn Botenstoffe aus dem Gleichgewicht geraten
Hormone kommen überall im Körper vor und sind Botenstoffe, die für eine reibungslose Funktion der Organe sorgen. Hormone, die deinen Zyklus bestimmen, werden Geschlechtshormone genannt. Bei den meisten Frauen funktioniert der Hormonkreislauf von ganz alleine: Je nach Zyklus-Phase steigt der Anteil an bestimmten Hormonen an, oder fällt ab. Letztendlich reguliert sich der Hormonhaushalt innerhalb einer Zykluslänge aber immer wieder selbst. Doch einige Mädchen und Frauen haben im Körper ein dauerhaftes Hormon-Ungleichgewicht, auch Hormondysbalance genannt. Diese Störungen sind für die Betroffenen nicht nur spürbar, sondern teilweise auch nach außen hin sichtbar.
Was die Geschlechtshormone angeht, gibt es zwei typischen Formen der Dysbalance:
a) Östrogen- oder Progesteron-Mangel
Wenn der Körper zu wenig Östrogen produziert, dann kann sich das durch Schlafstörungen, Hitzewallungen und schmerzende Brüste bemerkbar machen. Außerdem kann es sein, dass deine Periode ausbleibt, obwohl eine Schwangerschaft ausgeschlossen ist[1]. Kann der Körper nicht genügend eigenes Progesteron herstellen, sind Müdigkeit, sexuelle Unlust und Ödeme, also Wasseransammlungen, häufig Anzeichen dafür[2].
Liegt ein Östrogen- oder Progesteron-Mangel vor, kann die Antibabypille Teil deiner Behandlung bzw. Therapie sein. Je nach Mangel, kann ein Präparat eingesetzt werden, welches das fehlende Hormon in synthetischer Form beinhaltet und dem Körper zu dabei helfen, wieder ins Lot zu kommen.
b) Androgen-Überschuss
Androgene sind alle Hormone, die zu den typisch „männlichen“ Hormonen zählen. Dabei werden diese Hormone auch im weiblichen Körper hergestellt, wenn auch in deutlich geringeren Mengen, als bei Männern. Hat eine Frau zu viele dieser Hormone in sich, setzt bei ihr eine „Vermännlichung“ ein. Heutzutage zählt ein Androgen-Überschuss zu den häufigsten gesundheitlichen Problemen von jungen Frauen. Die Folgen sind für sie oft nur schwer zu ertragen: Die Körperbehaarung nimmt zu und es kann zu starker Akne kommen. Außerdem bilden sich in vielen Fällen die weiblichen Geschlechtsmerkmale wie Brust und Gebärmutter zurück. Gleichzeitig können männliche Geschlechtsmerkmale stärker zum Vorschein kommen. Die Klitoris kann sich vergrößern, die Stimme tiefer werden und die Muskeln an Masse gewinnen.
Krankheitsbild PCOS: Androgene haben die Oberhand
Eine häufige Ursache, die hinter einem Androgen-Überschuss steckt: Das Polyzystische Ovar-Syndrom, kurz PCOS. Es ist für 82 Prozent der Fälle verantwortlich, bei denen langfristig ein stark erhöhter Androgen- Spiegel festgestellt wird, der mit der Bildung vieler kleiner Zysten und Zyklusstörungen kombiniert ist. Allein in Deutschland sind rund eine Million Frauen betroffen. Auffällig ist, dass viele Frauen, die unter PCOS leiden, gleichzeitig mit Übergewicht zu kämpfen haben[3]. Das Gefährliche dabei ist, dass diese Frauen besonders anfällig für Folgeerkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck sind. Um die Krankheit frühzeitig zu erkennen und behandeln zu können, solltest du bei dem ersten Verdacht auf PCOS einen Termin mit deinem Frauenarzt oder deiner Frauenärztin vereinbaren. Im Falle einer Diagnose, kommen neben einer Diät oft Antibabypillen zum Einsatz, die ein Gestagen enthalten, das anti-androgen wirkt. Dieses Gestagen kann dabei helfen, die Hormonstörung auszugleichen: Überschüssige Androgene werden gehemmt und Symptome gelindert.
Glaubst du, dass du unter einer Hormonstörung leidest?
Die gute Nachricht: Hormonstörungen können durch Bluttests festgestellt werden, bei denen der Hormonspiegel genau untersucht wird. Da Hormonstörungen bei Frauen meist mit Zyklusproblemen zusammenhängen, ist die Frauenarztpraxis die richtige Anlaufstelle. Vereinbare am besten einen Termin bei deinem Frauenarzt oder deiner Frauenärztin, bei dem ihr deinem Verdacht nachgehen könnt.
[1] Kleine-Gunk, B.: Das Frauen-Hormone-Buch (2013), S.44. Leipzig: Georg Thieme Verlag.
[2] Ahrendt, H., Friedrich, C.: Sexualmedizin in der Gynäkologie (2015), S. 124 ff. Berlin: Springer Verlag
[3] Diedrich, K.: Weibliche Sterilität.Ursachen, Diagnostik und Therapie (2013), S. 69-70. Berlin: Springer Verlag