Pille im Shampoo: Das spricht dagegen
Pille im Shampoo: Das spricht dagegen
Der Trend in den sozialen Netzwerken ist verlockend: Die Antibaby-Pille wird fein zerkleinert ins Haarshampoo gemischt und der Traum von schönem Haar soll in Erfüllung gehen. Wir erklären dir, warum die Pille im Shampoo deinen Traum platzen lässt und du unvorhersehbare Nebenwirkungen riskierst.
Die Pille im Shampoo: kein Mittel für schönes Haar
Um zu verstehen, warum die Antibaby-Pille nicht ins Haarshampoo gehört, erklären wir dir kurz den Lebenszyklus eines Kopfhaares. Dieses wächst rund 12 bis 25 Millimeter im Monat und wird zwei bis sechs Jahre alt. Kurz vor seinem Lebensende hört es auf zu wachsen. Direkt unter ihm wächst ganz langsam ein neues Haar heran, wodurch das alte Haar allmählich aus seiner festen Verankerung verdrängt wird. So fällt es irgendwann von allein aus oder geht beim Kämmen beziehungsweise Waschen vorzeitig verloren.
Zudem solltest du wissen, dass die Farbe, Anzahl, Dicke und maximal erreichbare Länge deiner Haare erblich bedingt sind. Daher kann auch das beste Haarwuchsmittel keine Wunder bewirken, schon gar nicht die Pille im Shampoo.
Das Längen- und Dickenwachstum eines Haares geht von der Haarwurzel aus. Hierfür benötigt diese Sauerstoff und Nährstoffe, die sie über das Blut erhält. Auch Östrogen stimuliert das Haarwachstum, wenn es über das Blut zur Haarwurzel gelangt. Daher bekommen einige Frauen, die eine Östrogen-haltige Pille einnehmen, mit der Zeit schöneres und volleres Haar. Für die Pille im Shampoo, die du auf der Kopfhaut verteilst, ist dieser Effekt nicht bewiesen.
Die Pille im Shampoo: Missbrauch eines Medikaments
Die Pille ist ein hochspezialisiertes Arzneimittel und gehört deshalb nicht in ein Kosmetikum wie ein Haarshampoo. Die Pille beeinflusst deinen Hormonhaushalt und Menstruationszyklus, um eine Schwangerschaft zu verhindern. Nur für dieses Anwendungsgebiet liegen die Ergebnisse umfangreicher klinischer Studien vor. Diese beweisen, dass deine Pille wirksam und gut verträglich ist, sofern du sie – wie in der Gebrauchsinformation vorgeschrieben – einnimmst. Auch haben die Studien dazu beigetragen, die richtige Hormondosis zu finden und das tägliche Einnahmeschema festzulegen. Anhand dieser Tatsachen kannst du erkennen, dass klinische Studien deiner Sicherheit dienen und daher unverzichtbar sind. Deine Sicherheit ist auch der Grund, weshalb du dein Pillenrezept nur dann erhältst, wenn du dich regelmäßig gynäkologisch untersuchen lässt. Mischst du deine Pille in ein Shampoo, gefährdest du möglicherweise deine Gesundheit. Es gibt keine klinischen Studien für diese Anwendung, zudem erfolgt sie ohne ärztliche Kontrolle.
Die Pille im Shampoo: unvorhersehbare Nebenwirkungen
Handelsübliche Haarshampoos können als Kosmetika das Aussehen deiner Haare verbessern. Zu diesem Zweck enthalten sie Bestandteile, die dein Haar reinigen, pflegen und/oder vor äußeren Einflüssen schützen. Ihre rein kosmetischen Rezepturen sind jedoch nicht dafür gemacht, einen Arzneistoff wie Östrogen in tiefere Hautschichten zu transportieren. Allein von daher ist es fraglich, ob die Pille im Shampoo überhaupt die Haarwurzeln erreicht, an diesen wirkt und dir deinen Wunsch vom Traumhaar erfüllt. Zudem ist die Kontaktzeit eines Haarshampoos mit der Kopfhaut nur sehr kurz. Umgekehrt kann aber auch niemand 100-prozentig ausschließen, dass eine gewisse Östrogenmenge tief in deine Kopfhaut eindringt und in deinen Blutkreislauf gelangt. Wäre dies der Fall, könnten unerwünschte Hormonschwankungen auftreten. Ebenso ist es denkbar, dass das Östrogen oder andere Pillen-Bestandteile mit deinem Shampoo chemische Reaktionen eingehen und dabei für dich schädliche Stoffe entstehen. Etwa solche, die auf deiner Kopfhaut allergische Reaktionen auslösen, deine Haarstruktur angreifen oder schlimmstenfalls in deinen Körper gelangen.
Die Pille im Shampoo: besser erprobte Alternativen wählen
Wir nennen dir noch einen weiteren Grund, dem Trend Pille im Shampoo nicht zu folgen. Das langsame Heranwachsen neuer Haare und deren späteres langsames Längen- und Dickenwachstum machen es notwendig, dass ein Haarwuchsmittel längerfristig angewendet werden muss. Erst nach Monaten kannst du erkennen, ob dein Traum von schönem und vollem Haar in Erfüllung geht. Allein deshalb solltest nicht auf die Pille im Shampoo setzen, sondern nur auf Haarwuchsmittel mit nachgewiesener Wirksamkeit und Verträglichkeit. Welche das sind, erfährst du unter anderem in Apotheken und Hautarztpraxen. Eine Hautarztpraxis solltest du insbesondere dann aufsuchen, wenn du unter übermäßigem Haarausfall leidest und dein Haar deshalb zunehmend dünner wird. Haarausfall kann viele Ursachen haben, die wiederum ärztlich abgeklärt werden und bei Bedarf gezielt behandelt werden sollten. Und nicht zuletzt: Auch dein Haar dankt dir einen gesunden Lebensstil, zu dem eine ausgewogene Mischkost mit viel Obst und Gemüse gehören, eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (z. B. Wasser, ungesüßter Kräuter- oder Früchtetee), genügend Schlaf und der sparsame Umgang mit Genussmitteln.