HIV-positiv?
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HIV-positiv? (Teil 1/2)

HIV-positiv?

Die wichtigsten Infos über die Krankheit auf einen Blick 

HIV – viele Menschen verbinden damit noch den Schrecken von Aids in den 80er und 90er Jahren. Sie glauben, HIV sei gleichbedeutend mit der Krankheit Aids. Dabei ist Aids heute vermeidbar.

Die medizinische Forschung hat in kaum einem anderen Bereich so große Fortschritte gemacht. Zwar gibt es noch keine Heilung. Menschen mit HIV können heute aber leben wie alle anderen. Das gilt für alle Lebensbereich: Job, Freizeit, Sexualität, Familienplanung. HIV-Medikamente halten sie gesund und sorgen dafür, dass HIV nicht mehr übertragbar ist.

Wichtig: Vor HIV kann man sich sehr wirkungsvoll schützen. Im Falle einer Ansteckung oder bei dem Verdacht einer Ansteckung ist ein HIV Test zu empfehlen. Wenn es passiert sein sollte, dann ist es wichtig, so früh wie möglich Bescheid zu wissen. Denn je früher du mit einer Therapie beginnst, desto besser lässt sich deine Gesundheit schützen. Meistens bringt der HIV-Test aber einfach Erleichterung.

Also: Schütz dich vor HIV und mach im Zweifel im Test. Das ist das Wichtigste. Alles, was du sonst noch wissen solltest, haben wir hier für dich zusammengestellt.

 

1. HIV und Aids – kurz erklärt

Was bedeutet eigentlich HIV beziehungsweise Aids? 

Viele Leute verwenden die Begriffe HIV und Aids fälschlicherweise als Synonyme. Dabei handelt es sich um zwei verschiedene Dinge: HIV ist ein Virus, Aids die Erkrankung, die es auslösen kann. HIV bedeutet Human-Immunodeficiency-Virus, was so viel heißt wie menschliches Immunschwäche-Virus. Das HI-Virus schwächt das Immunsystem, indem es bestimmte Immunzellen angreift. Es führt zu einer Aids-Erkrankung, wenn die Infektion nicht behandelt wird. Aids steht für Acquired-Immune-Deficiency-Syndrome, was übersetzt so viel wie erworbenes Immunschwächesyndrom bedeutet. Aids ist also das Endstadium einer HIV- Infektion und ohne Behandlung lebensgefährlich.[1]

Bekomme ich, wenn ich HIV-positiv bin automatisch Aids? 

Nein, nur wenn die HIV-Infektion nicht mit Medikamenten behandelt wird, bricht Aids sehr wahrscheinlich nach etwa 8 bis 10 Jahren aus.

Die HIV-Infektion ist heute weitestgehend behandelbar. Zu einer Aids-Erkrankung kommt es bei rechtzeitiger Diagnose und Therapie nicht. HIV-positive Menschen können leben wie alle anderen – inklusive Sexualität und Familienplanung, denn die Medikamente sorgen auch dafür, dass HIV nicht mehr übertragbar ist.

Wie stecke ich mich mit dem HI-Virus an?

Geschlechtsverkehr ohne Kondom ist der häufigste Grund für eine HIV-Infektion in Deutschland. Weitere HIV-Übertragungen passieren durch die gemeinsame Nutzung von Spritzen beim Drogenkonsum. Auch die Übertragung durch verunreinigte Bluttransfusionen ist prinzipiell möglich, aber in Deutschland durch sorgfältige Tests der Blutspender, nahezu ausgeschlossen.[2] Es besteht generell immer nur dann eine Ansteckungsgefahr, wenn eine hohe Menge virushaltiger Körperflüssigkeit entweder auf die Schleimhäute oder in Kontakt mit einer offenen Wunde kommt. Ein Händeschütteln, eine Umarmung oder auch ein Zungenkuss sind also absolut ungefährlich. Die Körperflüssigkeiten, die den HI-Virus enthalten, sind Sperma, Präejakulat (oder auch Lusttropfen genannt), Vaginalsekret, Blut, die Flüssigkeit der Darmschleimhaut sowie Muttermilch.

HIV-positiv durch ungeschützten Sex?

Beim Sex ohne Kondom kannes zu einer Infektion kommen , wenn eine der genannten Flüssigkeiten eines HIV-infizierten Partners in Kontakt mit deinen Schleimhäuften in der Vagina, im Rektum oder am Penis kommen. Ein Risiko besteht vor allem beim ungeschützten vaginalen und analen Geschlechtsverkehr.

Beim Oralverkehr („Blasen“) ist das Risiko vergleichsweise gering. Der Lusttropfen reicht dabei für eine Übertragung nicht aus. Nur wenn ein Mann im Mund der Partnerin oder des Partners einen Samenerguss hat, ist eine Übertragung möglich. Das Risiko ist aber sehr gering, da die Mundschleimhaut eine robuste Barriere gegen Krankheitserreger ist.

Wenn die HIV-Infektion des Partners oder der Partnerin mit einer gut wirksamen Therapie behandelt wird, ist das Ansteckungsrisiko reduziert. ist

HIV-positiv: Wer ist gefährdet?

Prinzipiell kann jeder ungeschützte Geschlechtsverkehr zu einer HIV-Übertragung führen, wenn der Partner beziehungsweise die Partnerin HIV-positiv ist und die Infektion nicht behandelt wird. Je häufiger der ungeschützte Sex, desto größer das Risiko. Dabei hängt es nicht immer von der Zahl der Partner ab: Auch in Beziehungen, in denen nicht offen über Seitensprünge und Schutz kommuniziert wird, kann  es zu HIV-Übertragungen kommen.

Schwule und bisexuelle Männer haben ein besonders hohes Risiko. Die Ursachen dafür sind komplex. Einer der Gründe: Analverkehr hat ein besonders hohes Ansteckungsrisiko. Die Darmschleimhaut nimmt HIV besonders leicht auf. Deswegen ist die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung 18-mal höher als beim sexuellen Kontakt zwischen Penis und Vagina.[3] Der passive Partner hat dabei ein sehr viel höheres Risiko, der aktive Partner kann sich aber ebenfalls infizieren – auch wenn es den Mythos gibt, dass es nicht so ist. Ein weiterer Grund für ein größeres Übertragungsrisiko unter homosexuellen Männern, ist die weite Verbreitung in diesen Kreisen: Hier ist die Wahrscheinlichkeit auf einen HIV-infizierten Partner zu treffen relativ hoch.

Was sind die Symptome einer HIV-Infektion?

Die ersten Beschwerden treten meist zwei bis vier Wochen nach einer Ansteckung auf. Das Virus vermehrt sich kurz nach der Ansteckung besonders stark im Körper.

Die ersten Anzeichen einer Ansteckung sind:

  • Fieber (oft über mehrere Tage)
  • Durchfall
  • allgemeine Abgeschlagenheit
  • Müdigkeit oder Unwohlgefühl
  • Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
  • starker Nachtschweiß
  • geschwollene Mandeln und Lymphknoten
  • Atemnot und Husten
  • wunde Stellen und Entzündungen in Mund und Rachen
  • Hautausschlag (Rücken-, Brust- und Bauchbereich)
  • Muskel- und Gliederschmerzen

Diese Beschwerden verschwinden oft von selbst wieder, meist nach ein bis zwei Wochen. Die Symptome sind sehr ähnlich wie die einer Grippe oder Darminfektion, so dass man oft gar nicht in Betracht zieht, dass eine HIV-Infektion die Ursache sein kann und es zu einer Fehldiagnose kommt. [4]

Wie kann ich mich schützen?

Du kannst dein Ansteckungsrisiko senken indem du:

  • ein Kondom benutzt
  • kein Sperma in den Mund gelangen lässt
  • wenn du Sexspielzeug immer nur für einen Partner / eine Partnerin benutzt beziehungsweise jedes Mal ein neues Kondom drüberziehst.
  • dich regelmäßig auf andere Geschlechtskrankheiten untersuchen und gegebenenfalls behandeln lässt: Syphilis oder Herpes zum Beispiel können das HIV-Risiko erhöhen.
  • dich mit einem Test über den HIV-Status von dir und deinem festen Partner informierst und ihr darüber redet, wie ihr euch gegebenenfalls mit anderen Partnern schützt. Achtung: Ein HIV-Test kann erst sechs Wochen nach dem letzten Risiko sicher ausschließen, dass eine HIV-Infektion vorliegt (Schnell- und Selbsttest: 12 Wochen).
  • dir keine Drogen spritzt beziehungsweise die Safer-Use-Regeln beachtest.

Neue Präventionsstrategie: PrEP

Eine weitere Möglichkeit, sich vor HIV zu schützen, ist die HIV-Prä­ex­positions­prophylaxe, kurz PrEP [5] Medikamente sind seit Ende 2017 zur vorbeugenden Einnahme zugelassen.   Die beiden enthaltenen Wirkstoffe hemmen die Verhinderung von HIV-Viren. . Studien haben bewiesen, dass das PrEP sehr wirksam vor einer HIV-Infektion schützt. Bedingung ist die regelmäßige Einnahme der Tabletten.[6] Das Medikament ist insbesondere für Personen mit einem hohen Risiko interessant. Ab dem 1. September 2019 zahlen die Krankenkassen für die PrEP, wenn jemand ein erhöhtes HIV-Risiko hat. Bislang kosten Tabletten 40-70 Euro im Monat.

Zahlen und Fakten rund um HIV und Aids

HIV-Rate: Verbreitung in Deutschland und weltweit

Das Robert Koch Institut[7] veröffentlicht jedes Jahr Statistiken zur Gesamtzahl der Menschen, die HIV-positiv sind und der Schätzung der HIV-Neu­in­fek­tionen innerhalb Deutschlands: Der aktuelle Stand ist, dass sich im Jahr 2017 ungefähr 2.600 Menschen mit HIV infiziert haben, was etwas weniger im Vorjahr ist (2.800 Neuinfektionen). Besonders bei Männern, die Sex mit Männern hatten, ist die Zahl deutlich gesunken: von 1.900auf etwa 1.700 Neuinfektionen. Weltweit leben etwa 37,9 Million Menschen mit einer HIV-Infektion, davon haben sich etwa 1,7 Millionen im Laufe des Jahres 2018 neu infiziert.[8] Die Mehrheit der Betroffenen weiß über ihren Status Bescheid, doch längt nicht alle: Schätzungsweise 8,1 Millionen Menschen wissen nicht, dass sie mit HIV infiziert sind.[9] In Deutschland sind es mehr als 11.000. So kann es passieren, dass dein Sex-Partner HIV hat, ohne es selbst zu wissen. Deshalb ist es wichtig, dass jeder Mensch aktiv die Verantwortung für seinen eigenen Schutz übernimmt und sich dabei nicht auf andere verlässt.

Die Neuinfektionen in Europa steigen

Ost- und Süd-Afrikaner sind vom Virus am stärksten betroffen: Dort leben etwa 19,6 Million Menschen, die HIV-positiv sind und es gibt auch die meisten Neuinfektionen.[10] Gründe für die starke Verbreitung sind mangelnde Aufklärung und fehlende medizinische Versorgung. Allerdings sind auch die aktuellen Zahlen in Europa teilweise erschreckend, vor allem in einigen osteuropäischen Ländern wie Russland. In Deutschland sind die Zahlen im internationalen Vergleich niedrig und außerdem rückläufig.

Laut dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC)[11] sind 2017 in 50 Ländern 142.197 Neuinfektionen gemeldet worden, während es 2013 noch 136.235 waren. Das ist ein Rekordhoch innerhalb Europas. Die Ansteckungsraten unterscheiden sich

zwischen den europäischen Ländern stark. Vor allem der Osten ist betroffen – ganz besonders Russland, wo mit 85.252 Neuinfektionen mehr als die Hälfte aller neuen Fälle gemeldet werden.[12] Schuld daran ist vor allem der fehlende öffentliche Umgang mit der Krankheit: Statt Aufklärung zu betreiben wird die Krankheit weitestgehend ignoriert. Schwule Männer und Drogen konsumierende Menschen werden stark diskriminiert, statt sie beim Schutz vor HIV zu unterstützen. Die Behandlungsprogramme erreichen nicht genügend Menschen. So breitet sich die Epidemie leicht weiter aus.[13]

Du möchtest wissen, wie man eine HIV-Infektion feststellen und im Fall einer Ansteckung behandeln kann? Das alles erfährst du im zweiten Teil unseres Artikels.

Was ist dran an den Vorurteilen gegenüber Menschen mit HIV?

Die Medizin hat HIV heute weitestgehend im Griff. Die Infektion ist zwar nicht heilbar, sondern bleibt das ganze Leben. Wird HIV aber rechtzeitig festgestellt und behandelt, haben Menschen mit HIV eine fast normale Lebenserwartung. Ob Job, Freizeit oder Sexualität – HIV muss keine Einschränkung mehr bedeuten. Die HIV-Medikamente erhalten die Gesundheit und sorgen zugleich dafür, dass das Risiko einer HIV-Übertragung reduziert ist. Es ist sogar möglich, auf natürlichem Wege Kinder zu bekommen. Im Alltag ist HIV sowieso nicht übertragbar.

Leider wissen viele Menschen noch nichts von diesen Fortschritten. HIV-positive Menschen sind oft mit falschen Vorstellungen vom Leben mit HIV und Vorurteilen konfrontiert. Arbeitgeber glauben zum Beispiel manchmal, HIV-positive Menschen seien häufiger krank oder nicht so leistungsfähig wie andere. Andere haben unbegründete Ängste vor einer Ansteckung, sei es im Alltag oder beim Dating.

„HIV-positive Menschen erleben immer noch Diskriminierung, Zurückweisung und oft auch Schuldzuweisungen“, sagt Holger Wicht, Sprecher der Deutschen Aidshilfe. „Das kann eine schwere Belastung sein. Dabei könnten sich eigentlich alle entspannen. Im Alltag muss HIV heute keine Rolle mehr spielen. Und beim Sex schützen Kondome beziehungsweise die HIV-Medikamente.“

Die wichtigsten Botschaften lauten heute:

1. Vor HIV kann man sich gut schützen.

2. Wenn du ein Risiko hattest, lass dich testen!

3. Von Menschen mit HIV geht keine Gefahr aus!

 

[1] Stolley, K. S., & Glass, J. E. (2009). HIV/AIDS. S. 5

[2] Ärzteblatt (27.10.2017): https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/83146/HIV-Infektionsrisiko-sinkt-bei-Bluttransfusion-auf-eins-zu-zehn-Millionen

[3] https://www.tagesspiegel.de/wissen/hiv-breitet-sich-unter-schwulen-aus-…

[4] Deutsche AIDS-Hilfe: https://www.aidshilfe.de/symptome-verlauf-hiv

[5] Deutsche AIDS-Gesellschaft e.V. (24.05.2018): https://daignet.de/site-content/hiv-therapie/leitlinien-1/deutsch-oeste…

[6] Robert Koch Institut (24.09.2018): https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/HIVAids/FAQ-Liste.html;jsessionid=2A1…

[7] Robert Koch Institut (22.11.2018): https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/H/HIVAIDS/Eckdaten/EckdatenDeutschl…

[8] https://www.unaids.org/en/resources/fact-sheet

[9] Ebd.

[10] Ebd.

[11] des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC)https://ecdc.europa.eu

[12] https://www.welt.de/gesundheit/article149300528/So-viele-Europaeer-wie-nie-infizieren-sich-mit-HIV.html

[13] https://www.berliner-zeitung.de/panorama/trotz-hoher-infektionsrate-wie…

 

Quellen:

  • Ärzteblatt: aerzteblatt.de
  • Deutsche AIDS-Gesellschaft e.V.: daignet.de
  • Deutsche AIDS- Hilfe: aidshilfe.de
  • Deutsche AIDS-Stiftung: aids-stiftung.de
  • Deutsche Gesellschaft für Neurologie: dgn.org
  • MED-INFO, medizinische Informationen zu HIV und AIDS (2010): HIV und Hepatitis C. [https://www.aidshilfe.de/shop/pdf/922]
  • MED-INFO, medizinische Informationen zu HIV und AIDS (2018): Neurologische Erkrankungen bei HIV /AIDS. [https://www.aidshilfe.de/shop/pdf/9521]
  • Paul-Ehrlich-Institut: pei.de
  • Robert Koch-Institut: rki.de
  • UNAIDS: www.unaids.org
  • Stolley, K. S., & Glass, J. E. (2009). HIV/AIDS: Health & Medical Issues Today. Santa Barbara: Greenwood Publishing Group.
  • The Lancet HIV. (2017). Survival of HIV-positive patients starting antiretroviral therapy between 1996 and 2013: a collaborative analysis of cohort studies. The Lancet, 4 (8) [http://dx.doi.org/10.1016/ S2352-3018(17)30066-8]
  • WIR – das Zentrum für Sexuelle Gesundheit und Medizin: wir-ruhr.de