Migräne: Ursachen und Symptome
Was die Pille damit zu tun haben kann
Die Stirn drückt und hinter den Schläfen zieht es blitzartig – Kopfschmerzen suchen jeden von uns mal heim. In den meisten Fällen sind sie aber kein Grund zur Sorge und haben ganz harmlose Ursachen, etwa Stress, zu wenig Flüssigkeit über den Tag oder weil man kaum an der frischen Luft war. Doch Kopfschmerzen sind nicht gleich Kopfschmerzen: Insgesamt gibt es laut der internationalen Kopfschmerzgesellschaft mehr als 200 unterschiedliche Arten! Mit am schlimmsten ist für die Betroffenen die Migräne.
Was ist Migräne?
Migräne ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen. Genauer handelt es sich dabei um eine Funktionsstörung im Gehirn. Meistens sind es Frauen, die darunter leiden: In Deutschland haben ca. 14 Prozent der Frauen mit diesem wiederkehrenden, pulsierenden und stechenden Kopfschmerz zu kämpfen. Die Migräne kann für wenige Stunden oder mehrere Tage anhalten und einem sehr zu schaffen machen. Was die genauen Ursachen für Migräne-Attacken sind, konnte wissenschaftlich noch nicht geklärt werden. Derzeit geht man davon aus, dass Migräne meist genetisch bedingt ist und durch bestimmte Reize, die sogenannten „Trigger“, ausgelöst werden. Man vermutet, dass diese Trigger dafür sorgen, dass Nervenzellen im Gehirn übermäßig aktiviert werden, die z.B. für die Schmerzwahrnehmung verantwortlich sind. Dadurch reagieren Menschen während einer Migräne-Attacke extrem schmerzempfindlich.
Was können Migräne-Trigger sein?
Die Reize, die eine Migräne auslösen können, sind vielseitig und sehr individuell. Typische Trigger sind z.B. wenig Schlaf, seelischer und körperlicher Stress und Wetterumschwung. Ein weiterer bekannter Trigger-Faktor ist die Ernährung: Zucker, Weizenmehl und Histamine können Migräne-Attacken begünstigen. Alkohol (vor allem in Verbindung mit Nikotin) kann ebenfalls dazu beitragen, dass sich die Migräne bemerkbar macht.
Doch auch hormonelle Schwankungen können eine Migräne-Attacke auslösen, weshalb Frauen z.B. oft zum gleichen Zeitpunkt ihres Zyklus damit zu kämpfen haben. Viele Frauen erleben ihre erste Migräne-Attacke, wenn sie zwischen 16 und 20 Jahre alt sind – also genau in der Zeit, in der die meisten damit anfangen, hormonell zu verhüten. Sie fragen sich daher, was die Ursache davon ist und ob es – wie oft vermutet – einen Zusammenhang zwischen der Einnahme der Pille und den immer wiederkehrenden Kopfschmerzen gibt. Da sich das pauschal nicht beantworten lässt, werfen wir einen Blick auf die unterschiedlichen Formen von Migräne und deren Merkmale:
Was für Arten von Migräne gibt es?
- Die abdominelle Migräne betrifft in der Regel Kinder und Jugendliche und äußert sich durch mittlere bis starke Schmerzen im Bauchraum. Die Kinder und Jugendlichen haben mit Symptomen wie Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen zu kämpfen. Die meisten Betroffenen entwickeln im Laufe ihres Lebens dann den Migränekopfschmerzen.
- Die Migräne ohne Aura (einfache Migräne) ist die häufigste Form von Migräne. Sie äußert sich durch Kopfschmerz-Attacken, die zwischen 4-72 Stunden andauern können. Die mittel bis starken Schmerzen sind meist einseitig, pulsierend und werden von Übelkeit und hoher Licht- und Lärmempfindlichkeit begleitet. Diese Art der Migräne kann erst diagnostiziert werden, wenn mindesten fünf Attacken vorgekommen sind.
- Die Migräne mit Aura (klassische Migräne) kündigt sich unter anderem durch visuelle oder sensitive Störungen, wie eine beeinträchtigte Sehkraft, Taubheitsgefühl, aber auch Sprachstörungen, an. Sie entwickelt sich über einen Zeitraum von 5-20 Minuten und hält dann bis zu maximal 60 Minuten an. Um von einer solchen Migräne zu sprechen, müssen mindestens zwei Attacken vorgekommen sein.
- Die menstruelle Migräne kann mit oder ohne Aura vorkommen. Sie tritt in den ersten drei Tagen der Regelblutung auf, manchmal auch bis zu zwei Tagen vorher. Da Kopfschmerzen eine generelle Begleiterscheinung der Periode sein können, spricht man erst von einer menstruellen Migräne, wenn die Symptome mindestens zwei bis drei Zyklen nacheinander auftreten. In diesem Fall wird die Migräne durch eine Veränderung des Hormonhaushaltes ausgelöst, nämlich, wenn der Östrogen-Spiegel sinkt.
Wie verläuft eine Migräne-Attacke?
Die Migräne teilt sich – je nach Art – in drei bis vier Phasen auf:
- Die Vorbotenphase kündigt die Attacke bereits ein bis zwei Tage vor dem eigentlichen Ausbruch an. Das Merkwürdige: In dieser Phase sind Betroffene entweder angespannt, gereizt verstimmt oder schlagen in das komplette Gegenteil um und sind motiviert, euphorisiert und hoch konzentriert.
- In der Auraphase haben Betroffene oft mit Seh- und Sprachstörungen zu kämpfen.
- Setzt die Schmerzphase ein, können Betroffene richtig ausgeknockt sein und unter starken Schmerzen, hoher Licht-, Lärm- und Geruchempfindlichkeit leiden und eine Besserung in Ruhe und liegend abwarten. Außerdem kann die Schmerzphase von Übelkeit und Erbrechen begleitet sein.
- In der Rückbildungsphase klingen die Symptome wieder merklich ab.
Ist die Pille das richtige Verhütungsmittel bei Migräne?
Ob und wie weit hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille etwas mit der Erkrankung zu tun haben, konnte bisher nicht eindeutig belegt werden. Denn die Migräne ist bei jedem oft total individuell. Auch wenn es zahlreiche Studien zu dem Thema gab, konnte ein klarer Zusammenhang weder bewiesen noch widerlegt werden. Was man heute jedoch weiß: Wer mit extremen Migräne-Attacken kämpft, hat statistisch gesehen ein höheres Risiko für einen Schlaganfall. Deshalb sollte man bei schweren und komplexen Migränen auf die Einnahme der Pille oder andere hormonelle Verhütungsmittel verzichten. Auch bei Migräne mit Aura empfiehlt die WHO (World Health Organisation), dass von der Einnahme von kombinierten Pillenpräparaten abgesehen werden sollte – also von Pillen, die ein Östrogen und ein Gestagen enthalten.
Hat man aber mit Migräne ohne Aura bzw. menstrueller Migräne zu tun, sieht das Ganze schon wieder anders aus. Denn die menstruelle Migräne hängt mit dem Abfall von Östrogen im Körper zusammen, der während der einwöchigen Pillenpause eintritt. Ist das die Ursache für deine Migräne, wäre es eine Möglichkeit, dass du die die Pille ohne Pillenpause, also im Langzeitzyklus anwendest. Eine andere Möglichkeit ist das Umsteigen auf eine östrogenfreie Pille oder auf ein Verhütungsmittel, das die Hormondosen gleichmäßiger abgibt – z.B. der Verhütungsring. Welche Methode für dich geeignet ist, solltest du auf jeden Fall gemeinsam mit deinem Frauenarzt oder deiner Frauenärztin treffen.
Was kann ich sonst noch gegen die Symptome von Migräne machen?
Vorab gilt: Eine Migräne sollte niemals selbst, sondern immer von einem Arzt oder einer Ärztin diagnostiziert werden. Im Akutfall können dir schmerzlindernde Medikamente helfen – und vor allem viel Ruhe in einem abgedunkelten Raum. Allerdings steht bei der Migräne die Vorbeugung im Mittelpunkt. Das A&O spielt dabei ein geregelter Tagesablauf. Achte darauf, dass du ausreichend und zu den gleichen Zeiten Schlaf findest, deine festen Essenszeiten und vor allem Ruhephasen hast. Außerdem solltest du dich gesund ernähren, ausreichend bewegen und ca. 3 Liter Wasser oder ungesüßte Tees trinken. Alkohol und Nikotin können eine Migräne bedingen. Auch wenn es dir vielleicht nicht immer leichtfällt, solltest du unbedingt auf das Rauchen und Trinken verzichten. Da Stress auch einer der Haupt-Triggerpunkte von Migräne ist, kannst du dir auch eine passende Entspannungsmethode aneignen, die zum Einsatz kommt, wenn anstrengende Zeiten bevorstehen.