Endometriose
Zurück zur Übersicht

Endometriose

Endometriose

Die Frauenkrankheit auf einen Blick

Vielleicht hörst du den Begriff zum ersten Mal und fragst dich: „Endo-was?“. Dann bist du nicht alleine, denn genau diese Frage stellen sich viele Frauen. Dabei ist Endometriose eine der häufigsten Unterleibs-Erkrankungen. Es wird geschätzt, dass allein in Deutschland jedes Jahr rund 40.000[1] Frauen daran neu erkranken – oft ohne es zu wissen. Doch wie kann das sein? Und wie erkennt man, ob jemand betroffen ist? Gemeinsam mit Prof. Dr. Daniela Hornung (Klinikdirektorin der Vidiakliniken, Standort Diakonissenkrankenhaus Karlsruhe-Rüppurr, und eine international anerkannte Expertin auf dem Gebiet der Endometriose) klären wir euch auf.

Wen betrifft Endometriose?

Endometriose ist eine weit verbreitete, schmerzhafte Frauenkrankheit, die oft erst nach vielen Jahren erkannt wird. Im Durchschnitt dauert es bis zu 10,4 Jahre [1], bis die richtige Diagnose gestellt wird. Betroffen sind vor allem Frauen in der „fruchtbaren Lebensphase“. Es wird geschätzt, dass etwa jede zehnte Frau im Alter zwischen 15 und 50 Jahren erkrankt. Endometriose gilt als eine der wichtigsten Ursachen für die weibliche Unfruchtbarkeit. Bei etwa 40 bis 60% der Frauen, die ungewollt kinderlos bleiben, steckt eine Endometriose dahinter. Bleibt die Erkrankung unerkannt und entsprechend unbehandelt, kann sie bis zum Beginn der Wechseljahre fortschreiten.

Wichtig: Endometriose kann vererbt werden, erklärt Prof. Dr. Daniela Hornung: „Ganz besonders häufig kann man das an eineiigen Schwestern sehen: wenn eine der beiden Zwillinge Endometriose hat, dann beträgt das Risiko, dass die andere auch Endometriose entwickelt oder bereits hat, 80%. Falls Endometriose in der Familie vorkommt, sollte man besonders hellhörig sein, wenn bei anderen Familienangehörigen auch Endometriose-typische Beschwerden auftauchen und seinen Frauenarzt darauf hinweisen.“

 

 

 

 

Endometriose Schweregrad
Schweregrad der Endometriose

 

Was macht Endometriose mit deinem Körper?

Bei den meisten Frauen setzt alle vier Wochen eine Blutung ein. Einige haben während dieser Regelblutung leichte Beschwerden wie Unterleibziehen oder Rückenschmerzen und fühlen sich in der Zeit einfach nicht wohl. Bei Frauen mit Endometriose sieht das ganz anders aus. Für sie bedeuten die Tage vor und während der Menstruation: unerträgliche Schmerzen im Unterleib oder Rücken, emotionaler Stress und Verzicht auf alltägliche Aktivitäten. In manchen Fällen müssen sich Betroffene auf einen langen Leidensweg einstellen, bei dem starke Schmerzen ein ständiger Begleiter sind. Doch woran liegt es, dass man eine Endometriose während der Regeblutung besonders stark spürt?

In der Regel befindet sich Gebärmutterschleimhaut nur im Inneren der Gebärmutterhöhle. Bei der Endometriose bildet sich allerdings ein gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe nicht im Inneren, sondern im Unterleib außerhalb der Gebärmutterhöhle und wächst dort zu Herden (Endometriose-Herde) zusammen. Ähnlich wie die Schleimhaut in der Gebärmutter, verändern sich auch die Endometriose-Herde mit dem monatlichen Menstruationszyklus und bauen die Schleimhaut innerhalb des Zyklus auf und wieder ab.

Das Problem: Die entzündlichen Endometriose-Herde schwellen immer wieder an und ab. Außerdem entstehen Nervenfasern, die zu den Herden hinwachsen. Werden diese Nervenfasern berührt (z.B. bei gynäkologischen Untersuchungen oder beim Sex), können sehr starke Schmerzen entstehen. 

 

 

 

 

Endometrioseherde
Auftreten möglicher Endometrioseherde

 

 

 

Deine Checkliste für den Arztbesuch

Wenn du den Verdacht haben solltest, von Endometriose betroffen zu sein, ist die Frauenärztin oder der Frauenarzt dein Ansprechpartner. Dieser kann in einem Gespräch mit anschließender vaginaler Untersuchung und Ultraschalluntersuchung gezielter prüfen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung ist.

Für eine reibungslose Untersuchung ist es am besten, wenn du dich kurz vorbereitest. Unsere Checkliste gibt dir eine Idee davon, welche Fragen dein Arzt haben könnte und was für deine weitere Behandlung wichtig ist.

Wichtige Informationen für den Arzt:

  1. Hast du schmerzhafte Regelblutungen?
  2. Wann setzen diese ein und wie schmerzhaft sind sie?
  3. Hast du Schmerzen beim Geschlechtsverkehr?
  4. Hast du Probleme (Schmerzen/Blutungen) beim Wasserlassen oder Stuhlgang?
  5. Nimmst du zurzeit die Pille?
  6. Sind bei dir andere Erkrankungen bekannt?
  7. Fühlst du dich durch die Schmerzen in deiner Lebensqualität beeinträchtigt?
  8. Beeinflussen die Schmerzen deine Leistungsfähigkeit im Alltag?

Fragen, die du deinem Frauenarzt stellen solltest:

  1. Wie lässt sich Endometriose behandeln?
  2. In welcher Form und in welchem Stadium befindet sich die Endometriose?
  3. Was kann ich selber tun?
  4. Welche Therapie-Möglichkeiten gibt es?
  5. Gibt es regionale Endometriose-Selbsthilfegruppe?
  6. Wie sieht der weitere Ablauf aus?
  7. Welchen Einfluss hat die Erkrankung auf die Kinderplanung?

Tipp:„Oft hilft es, die Fragen, die man hat, schriftlich zum Beratungsgespräch mitzunehmen. Wenn schon eine oder mehrere Operationen stattgefunden haben, ist es sehr wichtig, die alten OP-Berichte mitzunehmen, evtl. liegen auch Bilder der Operation vor“, so Prof. Dr. Daniela Hornung. „Außerdem ist es oft hilfreich, einen Angehörigen oder Freund zum Gespräch mitzubringen. Wenn man sich hinterher nicht mehr an alles erinnern kann, hat die Begleitung evtl. noch eine Idee, was alles besprochen wurde.“

Bitte denke nicht, dass du die Beschwerden aushalten musst, sondern suche deinen Frauenarzt oder deine Frauenärztin auf und sprich offen und ehrlich über deine Probleme.

[1] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22990516